Mit dem Wohnmobil autark unterwegs
Kennen Sie das? Sie machen eine lange Reise im Winter und werden für einen längeren Zeitpunkt
keine Steckdose zur Verfügung haben. Und genau jetzt fehlt auch noch die Sonne für Ihre
Solarpanels.
Wie schaffen Sie es, trotzdem unterwegs autark zu bleiben?
Wir zeigen Ihnen anhand eines Beispiels unserer 610 Watt Sonnenpanele auf dem Dach, 400Ah
Lithium und 90 Ampere Ladebooster (60+30) auf unserem Kastenwagen, wie wir es geschafft
haben, im Winter, in den Bergen, 2 Wochen lang frei zu stehen.
Aber vorab… was bedeutet „autark sein“ überhaupt?
Unabhängiges, autarkes campen bedeutet, dass man mehrere Tage nicht auf die sanitären
Einrichtungen des Campingplatzes oder auf die zentrale Versorgung mit Energie, Nahrung und
Wasser angewiesen ist. Zu dem autarken campen, welches manchmal auch als „frei stehen“
bezeichnet wird, gehören Zelte, Wohnwagen, Wohnmobile bzw. Reisemobile und sogar
Übernachtungsmöglichkeiten in einem Auto.
Autarke Stromversorgung im Wohnmobil:
Die autarke Stromversorgung in Wohnmobilen ist abhängig von den Verbrauchern. Die
Anforderungen sind sehr unterschiedlich, weshalb es keine allgemeine Beratung oder Empfehlungen
gibt.
Häufige Szenarios sind:
- Wer die meiste Zeit ohne Elektronik unterwegs ist und seinen Kühlschrank mit Gas betreibt, braucht nur wenig Strom.
- Wenn Sie viele kleine Geräte täglich betreiben, Ihren Laptop wahrscheinlich jeden Tag unterwegs benutzen, Ihren Kamera-Akku aufladen und Ihren Kühlschrank mit Strom betreiben, ist Ihr Strombedarf relativ hoch.
- Wer weiterhin täglich unterwegs ist, nutzt die Lichtmaschine oder/und den Ladebooster, um seine Batterien unterwegs wieder aufzuladen.
- Wer längere Aufenthalte plant, muss andere Möglichkeiten finden, die Akkus nachzuladen (beispielsweise durch eine Solaranlage oder Solartasche).
- Wer in der Winterzeit verreist, braucht mehr Strom zum Heizen. Dieser lässt sich aber nicht einfach gewinnen oder ersetzen.
Wir machen den Test. Reicht Euer Autark-Paket aus?
Unser Szenario ist:
Vom 17. Dezember 2021 bis zum 02. Januar 2022 ohne Steckdose im Winter mit unserem Karmann-Mobil Davis 640, Baujahr 2020 und mit folgender Ausstattung frei zu stehen:
- 610 Watt Solar in 2 Solarkreise verteilt:
– 2 x 195 Green Akku Neptun Semi-Flexible Solarmodule mit Schindeltechnologie (mit Victron Energy Smart Solarregler mit Bluetooth 100 / 30A) - 2x 110 Watt SunPower Solarmodul mit Back Contact Zellen (mit Victron Energy Smart Solarregler mit Bluetooth 100 / 20A)
- 2x 200Ah GNS Reisemobiltechnik LiFePO4 Lithium Batterien 12.8V mit jeweils 200A Dauerentladestrom und Victron Energy Smart Shunt zur Überwachung der Batterien per App
- 60A WCS Mobile Technik Rapid Ladebooster
- 30A Victron Energy Orion Ladebooster (DC-DC-Ladewandler)
Unser Erlebnis:
Am 17. Dezember haben wir uns spät Abends auf dem Weg nach Rumänien mit fast leeren
Batterien (Wert bei 17,75%) gemacht und haben diese mit den beiden Boostern während der Fahrt
laden lassen. Grundsätzlich lädt der 60A Ladebooster von WCS immer während der Fahrt und den
30A Victron Ladebooster schalten wir bei Bedarf mit Hilfe der Victron Connect App ein.
In Rumänien hatten wir einen täglichen Verbrauch von 60 bis 80A pro Tag und unsere Verbraucher
waren: die Dieselheizung, die den ganzen Urlaub ununterbrochen lief. Wenn wir für mehrere
Stunden nicht im Fahrzeug waren, haben wir die Dieselheizung immer zwischen 12 und 15 Grad
eingestellt. Ansonsten hatten wir immer eine Innentemperatur im Fahrzeug von 19 bis 22 Grad.
Hier muss man bedenken, dass wir in Rumänien draussen im Durchschnitt -10 Grad hatten.
Zusätzlich eine Kaffeemaschine, mit der wir 1-2 Kaffee am Tag gemacht haben. Licht, TV und
natürlich die Wasserpumpe gehörten auch dazu.
Wir sind jeden Tag circa eine Stunde gefahren, welches in der Regel unseren Verbrauch
abgedeckt hat.
In der Victron Connect App konnten wir täglich überprüfen, was unsere Solaranlage geleistet hat
und wie viel Batteriekapazität wir noch zur Verfügung hatten. Es gab 2-3 Tage wo es stark
geschneit hatte und unsere Module abgedeckt waren. An diesen Tagen hat unsere Solaranlage,
welche eine Überraschung, nichts geleistet. An den anderen Tagen wurden unsere Batterien mit ca.
15 bis 20A pro Tag durch die Photovoltaikanlage geladen. Unsere Batteriekapazität ist nie unter 45% gesunken und durchschnittlich lag die Kapazität bei 56,5%.
Fazit:
Ein autarkes Wohnmobil benötigt eine passende Energie- und Wasserversorgung. Die wenigsten Wohnmobile sind unendlich autark: Die meisten reichen von „autark für ein paar Tage“ bis „autark für ein paar Wochen“.
Das Reisewetter hat einen großen Einfluss auf die Autarkie, und autark stehen ist bei kaltem Wetter ohne Sonnenlicht eine größere Herausforderung als in warmen und sonnigen Gebieten. Auch die persönlichen Voraussetzungen und das eigene Reiseverhalten haben großen Einfluss darauf, was als „autark“ gelten kann und was nicht.
Trotz den schlechten Wetterbedingungen konnten wir dank unseren individuell angepassten Autark-Paket über 2 Wochen lang autark stehen.
Today a reader，tomorrow a leader！